Der Borkenkäfer – Erkennen, Entwicklung und Nutzen

Wie können Sie den Befall von Borkenkäfer erkennen und rechtzeitig stoppen?
Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Borkenkäferentwicklung aus?
Erfahren Sie wie sich Fichten wehren, welchen Tieren die Käfer besonders schmecken und welche wirtschaftlichen Auswirkungen ein Befall hat.

Borkenkäfer können auch auf gesunde Bäume übergreifen. [Foto: Bundesforschungszentrum für Wald]
Borkenkäfer können auch auf gesunde Bäume übergreifen. [Foto: Bundesforschungszentrum für Wald]

Borkenkäferbäume erkennen

Wenn Bäume im Wald anfangen abzusterben, muss nicht immer der Borkenkäfer daran schuld sein. Es ist daher wichtig auf die richtigen Merkmale zu achten. Der Borkenkäferbefall ist an kreisrunden Bohrlöchern in der Rinde, aus denen Harz oder braunes Bohrmehl austritt, erkennbar. Das Bohrmehl kann aber durch starken Wind oder Regen weggeblasen oder weggewaschen werden. In einem späteren Stadium beginnen sich die Nadeln des Baumes zu verfärben und der Nadelfall setzt ein. Gelegentlich liegen noch fahlgrüne Nadeln auf dem Boden und die ersten Spechtlöcher sind erkennbar. Schließlich können ganze Rindenabschnitte abfallen und die Ausbohrlöcher der Käfer sind zu sehen.

Vorgehensweise des Borkenkäfers

Es gibt viele Arten von Borkenkäfern, die an fast allen Baumarten vorkommen und eigentlich nur geschwächte, umgeworfene oder gefällte Bäume aufsuchen. Einige leben in enger Symbiose mit Pilzen, die sie oft selbst auf ihren Körpern zum nächsten Baum mittragen. Die Pilze tragen dazu bei, das Holz zu zersetzen und die Abwehrkräfte des Baumes zu schwächen. Erwachsene Borkenkäfer fliegen nach dem Schlüpfen oft nur wenige hundert Meter weit und suchen sich einen neuen Wirtsbaum. Dort wird unter der Borke im Rindenbast ein Muttergang angelegt, in dem dann die Eier abgelegt werden. Nach dem Schlüpfen fressen sich die weißen Larven durch das Rindengewebe, unterbrechen dadurch den Saftstrom und bringen den Baum schlussendlich zum Absterben.

Buchdrucker [Foto: Bundesforschungszentrum für Wald]
Buchdrucker werden nur 4,5 bis 5,5 mm groß. [Foto: Bundesforschungszentrum für Wald]

Fichten wehren sich gegen die Massenvermehrung

Die für Fichten gefährlichsten Borkenkäferarten sind der Buchdrucker und der Kupferstecher. Beide Arten werden nur wenige Millimeter groß. Gesunde Fichten können sich gegen diese Käfer wehren, indem sie Harz oder chemische Abwehrstoffe absondern. Der Klimawandel macht dem Baum jedoch besonders zu schaffen. Als flach wurzelnder Baum ist er nicht besonders widerstandsfähig gegen Trockenheit und Windwurf. Die Fichte wurde außerdem in großer Anzahl weit außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebiets angepflanzt. Daraus ergibt sich, dass der Baum nicht die idealen Wuchsbedingungen vorfindet und somit dauerhaft geschwächt ist.
Der Borkenkäfer hat dadurch ideale Brutbedingungen und kann sich schneller vermehren. Viele Borkenkäfer haben großen Hunger – deshalb befallen sie dann auch vitale/gesunde Bäume.

Eine Massenvermehrung von Borkenkäfer wird begünstigt durch:
– Standortuntaugliche Baumartenwahl
– Mangelhafte Waldpflege
– Gestresste Bäume
– Trockenheit und Hitze
– Sturm-, Schnee- und Eisschäden


Käferbefall rechtzeitig stoppen

Der Borkenkäfer hat leichtes Spiel, wenn nach Sturmschäden oder Durchforstungen Restholz im Wald verbleibt oder wenn befallene Bäume nicht rechtzeitig entfernt werden. Die Bekämpfung erfolgt weitgehend durch eine „saubere Waldwirtschaft“. Dabei werden neu befallene Bäume rechtzeitig entfernt, solange sich die Larven oder Puppen noch in der Rinde befinden. Liegendes Stammholz muss entweder ganz oder in Streifen entrindet werden. Das abtransportierte Holz wird am besten an ungefährdeten Orten gelagert. Borkenkäfer werden auch mit Fallen, wie „Fangbäume“ bekämpft. Dabei werden einige Wochen vor dem Schwärmen gesunde Bäume gefällt, die dann entfernt werden sobald der Käfer sie befallen hat. Auch Lockstoff-Fallen können eingesetzt werden. Sie dienen aber eher zur Befallskontrolle, da die Falle nur einen kleinen Teil der Käfer fängt und dabei auch Nützlinge in die Falle gehen. Der Einsatz von Insektiziden ist erlaubt, wird aber nur noch selten praktiziert, da der ökologische Schaden oft größer ist als der Nutzen. Sie sollten nur dann in Betracht gezogen werden, wenn alle anderen Alternativen ausgeschöpft sind.

Aufgedeckte Larvengänge des Borkenkäfers [Foto: Stefan Schweighofer]
Aufgedeckte Larvengänge des Borkenkäfers [Foto: Stefan Schweighofer]

Raschere Borkenkäferentwicklung durch Klimawandel

In Zukunft wird es in Europa deutlich höhere Temperaturen und Sommertrockenheit geben. Für Österreich waren die Jahre 2003, 2015 und 2019 die heißesten Jahre seit Beginn der Messungen. Hinzu kommt, dass die Winter in Zukunft milder werden. Dies wird sich stark auf die Käferpopulationen auswirken, da ihre Aktivitätsphase früher beginnt und sich weiter in den Herbst hinein erstrecken kann. In niedrigeren Lagen kann sich die Zahl der Käfergenerationen pro Jahr von zwei auf drei und in höheren Lagen von einer auf zwei erhöhen. Die Entwicklung und die Anzahl der Käfergenerationen werden in der hier abgebildeten Grafik wiedergegeben. Jede Generation bringt mehr Käfer als die Vorgängergeneration hervor. Die schnellere Vermehrung aufgrund der warmen Temperaturen in Verbindung mit den durch Trockenheit gestressten Bäumen begünstigt einen Massenbefall stark.

Phänologiemodell PHENIPS, BOKU; Baier et al. 2007
Oben: Entwicklungsdauer in Tagen im Verhältnis zur Temperatur (ENP = Entwicklungsnullpunkt).
Unten: Entwicklungsstand und Anzahl der Käfergenerationen im Laufe der Monate.
[Phänologiemodell PHENIPS, BOKU; Baier et al. 2007]

Wirtschaftliche Auswirkungen

Ein großflächiger Borkenkäferbefall kann zu einem Einbruch der Holzpreise auf dem Holzmarkt führen, was für die Waldbesitzer:innen finanzielle Verluste bedeutet. Holz von frühzeitig entdeckten und verarbeiteten Käferbäumen ist noch von hoher Qualität. Später verarbeitetes befallenes Holz ist im äußeren Bereich durch die Pilze der Borkenkäfer verfärbt. Dadurch erhält man weniger Geld pro Baum, weil das Sägewerk einen größeren Anteil an Verschnitt hat. In Österreich gibt es bei Borkenkäferbefall eine gesetzliche Verpflichtung, Maßnahmen zum Schutz der angrenzenden Waldflächen zu ergreifen. Für die Zukunft wird angestrebt, den Fichtenanteil im Wald zu reduzieren, je nach Höhenlage und Bodenverhältnissen klimaangepasste Baumarten zu pflanzen und vermehrt auf einen Mischwald zu setzen.

Quellen: Borkenkäfer – Information und Monitoring (Bundesforschungszentrum für Wald), Zunehmende Schäden durch Borkenkäfer im Klimawandel (BFW), Pandemie der Borkenkäfer (Der Standard), Die Insektenfamilie der Borkenkäfer (Bundesforschungszentrum für Wald), Borkenkäfer – Altes, Neues, Wissenswertes (Kanton St. Gallen), Borkenkäfer Merkblatt (Bundesforschungszentrum für Wald)


Der Nutzen des Borkenkäfers

Borkenkäfer haben einen wichtigen ökologischen Nutzen für einen angepassten und vitalen Wald. Sie bringen alte und kranke Bäume zum Absterben und schaffen dadurch Platz für neue Bäume. Die Käfer gehören zu den ersten, die den Zersetzungsprozess einleiten damit die Nährstoffe wieder freigesetzt werden. Die Käfer schleppen Pilze durch die schützende Rinde des Baumes. Später können durch die Bohrlöcher und Holzgänge der Larven weitere holzabbauende Organismen in das Holz eindringen.

Der Käfer als Nahrung

Borkenkäfer dienen auch selbst als Nahrung für andere Tiere. Sie werden von vielen Vögeln gefressen. Besonders der Specht ernährt sich im Winter gerne von Borkenkäfer und kann die Tiere auch unter der Rinde aufspüren. Auch werden sie von vielen anderen Insektenarten gefressen. Zum Beispiel von Käfern, Lanzen- und Langbeinfliegenlarven oder Schlupfwespen, die ihre Eier durch die Rinde hindurch auf die Larven ablegen. Es gibt sogar Milben, die Borkenkäfereier aussaugen oder den Borkenkäfer als Transportmittel nutzen und sich von seinen Abfallprodukten ernähren.

Ein Totholzbaum mit mehreren Spechtlöchern. [Foto: Reinhold Schöngrundner]
Ein Totholzbaum mit mehreren Spechtlöchern. [Foto: Reinhold Schöngrundner]

Neue Chance für andere Organismen

Wenn viele Bäume auf einer größeren Fläche absterben, entstehen neue Lebensräume für andere Organismen: Das reichlich vorhandene Totholz wird von zahlreichen Pilzen, Insekten und Vögeln genutzt, von denen viele bedroht sind. Die dabei entstehenden Käfergänge und Spechthöhlen. Die Totholzbäume werden wiederum von anderen Tieren als Lebensraum benötigt. Gefallene Bäume dienen auch als Schutz für Jungbäume vor Wildverbiss. Auf den neu entstandenen offenen Flächen gedeihen Pflanzen und Pioniergehölze wie Weiden und Birken, die einen weiteren Lebensraum bilden.

Quellen: Ökologische Bedeutung von Borkenkäfern (Kanton St. Gallen), Borkenkäfer im Nationalpark: Totengräber oder Geburtshelfer des Waldes? (Bund Naturschutz Bayern)


Unterstützung vom Bezirksförster

Wer unterstützt mich bei waldbaulichen Fragen?
Im Pöllauer Tal ist Ing. Gerhard Strobl als Bezirksförster tätig. Er berät und unterstützt Sie gerne.

Wer kann diese Unterstützung in Anspruch nehmen?
Alle Waldbesitzer:innen, unabhängig von der Größe der Waldfläche, und Waldbesitzervereinigungen.

Wie beantrage ich die Förderungen?
Vor Beginn einer förderungswürdigen Tätigkeit muss unbedingt Kontakt mit dem Bezirksförster aufgenommen werden, der Sie bei Ihrem Vorhaben berät.

Kontakt zum Bezirksförster:
Ing. Gerhard Strobl
Telefon: 03332/606-273
Mobil: 0676/866 40 373
E-Mail: gerhard.strobl@stmk.gv.at



Das Projekt „Klimawandel-Anpassungsmodellregion Naturpark Pöllauer Tal“ wird aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert und im Rahmen des Programmes „Klimawandel-Anpassungsmodellregionen“ durchgeführt.